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Hans Ralfs. 1883 – 1945. In die Stille
Malerei und Grafik
Zweifelsohne war der Maler und Grafiker, Dramatiker und Kunstkritiker Hans Ralfs eine gleichermaßen begabte wie prägend vielseitige Persönlichkeit der Zwischenkriegszeit. Seine zuvorderst für Schleswig-Holstein künstlerisch herausragende Bedeutung wurde erst spät entdeckt, obwohl sein Schüler Friedrich Karl Gotsch in den ersten Nachkriegsjahren mehrfach auf diese hingewiesen hatte. Nicht zuletzt in Folge seiner für Außenstehende oft schwierigen psychischen Verfasstheit führte Ralfs eine sozial randständige Existenz, die ihn immer wieder und für viele Jahre in Nervenheilanstalten brachte. An diesen Orten, in Kiel und Neustadt an der Ostsee, schuf der Künstler vor allem Ölbilder, Zeichnungen und Holzschnitte. In einer Reihe von Selbstbildnissen setzte er sich mit der eigenen Psyche auseinander. Daneben entstanden vor allem Landschaften und oft zyklisch konzipierte Figurenbilder mit religiöser und ästhetischer Motivik. Selbstbewusst und kämpferisch hielt er dem Expressionismus, der Neuen Sachlicheit wie der aufkommenden Konstruktivierung eigene Positionen entgegen, wehrte sich gegen Verfremdungen gesehener und erlebter Wirklichkeit und berief sich im Gegenzug auf die für den Norden Identität stiftenden, malerisch-flächigen Auffassungen der Weimarer Malschule und vor allem auf den Norweger Edvard Munch.
Hans Ralfs wurde 1883 in Preetz/Holstein geboren. Von 1902 bis 1907 besuchte er die Kunstakademie in Weimar. Vor und nach dem Ersten Weltkrieg, an dem er als Soldat bei der Spionageabwehr in Belgien teilnahm, lebte Ralfs vorübergehend in Kiel, wo er als Künstler rasch auf sich aufmerksam machte. Ralfs starb 1945 in der Nervenheilanstalt Obrawalde in Pommern, wenige Wochen nach deren Befreiung durch die Rote Armee.
Bislang zumeist unbekannte Bilder aus Privatsammlungen vermitteln zusammen mit der umfangreichen Werkkollektion des Nordfriesland Museums in Husum ein eindrückliches Bild. Obwohl Hans Ralfs in den ersten Nachkriegsjahren mehrfach ausgestellt wurde, geriet er alsbald weithin in Vergessenheit und wurde erst in den 1990er Jahren wieder entdeckt und gewürdigt.