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Hermann Stenner (1891 – 1914)

Der innere Klang. Werke aus der Sammlung Bunte

28. Oktober 202222. Januar 2023

Die gelbe Blume, Aquarell, 1912

 

Hermann Stenner wurde nur 23 Jahre alt. Er lebte von 1891 bis 1914 und starb im Ersten Weltkrieg in einer Schlacht südlich von Warschau.

Er war der Erstgeborene von acht Kindern eines Malermeisters und seine Eltern förderten seit frühester Jugend sein künstlerisches Talent. So wurde er bereits mit 18 Jahren an der Münchner Kunstakademie angenommen, lässt sich zunächst jedoch von Heinrich Knirr ausbilden. 1910 wechselte er nach Stuttgart in die Malklasse Christian Landenbergers, bei dem er bereits 1911 eine Prämie für seine Kunst erhält. Im Herbst wechselt er zu Adolf Hölzel, der zu seinem prägenden Lehrer wird. Seine „Harmonielehre der Malerei“, seine Farb- und Proportionslehre, seine Lehre vom Goldenen Schnitt und rhytmischem Bildaufbau rücken ins Zentrum von Stenners künstlerischem Schaffen. So wird Stenner bereits 1912 zum Meisterschüler Hölzels.

Bei einem Sommersemester in Monschau setzt sich Stenner mit religiösen Darstellungen in der Malerei auseinander, sein Bildaufbau wird analytischer und seine Farbordnungen unterliegen einer Theoretisch fundierten Systematik. Im Herbst desselben Jahres fährt Hermann Stenner nach Paris. Er ist von dieser Kunstmetropole zutiefst beeindruckt und seine Zeichnungen drücken diese Eindrücke in kubistisch-kantigen Lineaturen aus Theatern und Varietés, aber auch aus dem Alltagsleben aus.

Ab 1913 setzt sich Hermann Stenner mit der Avantegardebewegung Expressionismus, Kubismus Futurismus und Orphismus auseinander und nimmt an bedeutenden  Ausstellungen in München, Berlin und Dresden teil, auch werden z.B. in Wien seine Werke neben Liebermann, Schiele oder Klimt gezeigt. Von seinem damaligen Lehrer Hölzel bekommt er den Auftrag, mit seinen Künstlerkollegen Schlemmer und Baumeister Wandmalereien in der Haupthalle der Kölner Werkbundausstellung durchzuführen. Es entsteht ein Zyklus von zwölf großformatigen Bildern zur Altkölner Stadtgeschichte. Stenner erhält viel Anerkennung für seine Arbeiten, die ansonsten unterschiedlich rezipiert werden.

Im Anschluß an diese nicht erhaltenen Wandgemälde malt Stenner 1914 das Werk „Auferstehung“. Es gehört mit zu seinen letzten Bildern, denn im August meldet er sich als Kriegsfreiwilliger. Am 5. Dezember fällt er in der Schlacht bei Ilow.

Am Ende des ersten Weltkrieges bestand die 10-köpfige Familie nur noch aus 5 Mitgliedern. Vater Hugo verstarb ebenso wie die Schwester Lissi an der Spanischen Grippe, 3 Söhne waren im Krieg gefallen. Das Überleben der Familie und des Malerbetriebes war nun wichtiger als das Kümmern um den künstlerischen Nachlass des Sohnes und Bruders. Das künstlerische Werk und der persönliche Nachlass wurden bewahrt und eingelagert, zumal Stenner in der NS-Zeit als „entarteter“ Künstler galt. Einige Bilder wurden in der Verwandtschaft und Bekanntschaft, auch an Museen verkauft. Erst 1956 „entdeckte“ Gustav Vriesen, Leiter des damaligen Kunsthauses Bielefeld, Hermann Stenner wieder, ordnete den künstlerischen Nachlass, verstarb leider plötzlich mit 48 Jahren, ehe er das geplante Werkverzeichnis fertigstellen und den Künstler überregional bekannt machen konnte wie zuvor August Macke. Seit den 1980-er Jahren wird Hermann Stenner in Einzel- und Gruppenausstellungen der Sammlung Bunte wieder vermehrt deutschlandweit dem stets interessierten Kunstpublikum gezeigt und geschätzt.

Hermann Stenner möchte als Ideal in seinen Werken den „Inneren Klang“ verwirklichen, nachdem er Kandinsky´s Lehre   „Über das Geistige in der Kunst“ kennengelernt hat. Der „Innere Klang“ – nach Kandinsky – bedeutet, dass nicht nur eine tatsächliche Wortbedeutung, z.B. Baum, auf den Bildern zu sehen sein soll, sondern auch eine gefühlte Wortbedeutung in Farbe, die zu Vibrationen in der Seele führt. Somit soll der äußere Unterschied der Künste aufgehoben werden, Farbe und Fläche sind wie Klang und Zeit. Wahrnehmung wird zur Empfindung und eine Durchdringung von Malerei und Musik ist das Ideal.

Veranstalter: Richard Haizmann Museum