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Michael Jastram

Lebensspuren

4. Dezember 202314. Januar 2024

Im Atelier Michael Jastram, im Vordergrund Modell „On the road“, ©Michael Dressel, Los Angeles

 

Bronze „Burg“  ©Bernd Borchardt

 

„Lebensspuren“

Eine Ausstellung anlässlich des 70. Geburtstages des Bildhauers Michael Jastram

Skulpturen und Zeichnungen, das sind die Wegmarken Michael Jastrams innerhalb seiner künstlerischen Tätigkeit. Eine besondere Zäsur bildet der Umzug nch West-Berlin. Daher prägt die Zeit des politischen Umbruchs in den 1980er Jahren nachhaltig die künstlerische Auseinandersetzung. Die Intensität der Ausdruckskraft transportiert eine starke Emotionalität, die erklärende Interpretationen unnötig erscheinen lassen. Insgesamt widersteht das Werk der Einseitigkeit, da die Lebensumstände unmittelbar Einfluss nehmen.

Als wesentlichen Ausdrucksträger wählte Jastram die Figur. Deren schrundige Oberfläche assoziiert die Verletzlichkeit des Menschen, um einen unmittelbaren Blick auf die psychischen Strukturen zu gewähren. Entscheidend ist jedoch die situative Allgemeingültigkeit, die sich aus der dargestellten Thematik ergibt. Es offenbaren sich aus der Subtilität intensive Emotionen. Existenzielle und moralische Aspekte zielen auf ein Hinterfragen und richten sich auf eine aktuell wahrgenommene Abnormität.

Die ästhetische Ausgewogenheit in Gestaltung und Komposition wird beherrscht von Harmonie und suggeriert eine unbegrenzte Zuwendung zum Menschen. Dazu variiert Jastram nur wenige Motive in größter Vielfalt: Boot, Pferd, Treppe, Steg, Rad, Karren, Stelzen, Zelt, Haus, Turm und Burg gelten als Urbilder menschlichen Lebens und sind bei dem Künstler wiederkehrende Metaphern des Überwindens, der Beweglichkeit oder zwischenmenschlicher Metaphern des Überwindens, der Beweglichkeit oder zwischenmenschlicher Begegnung. Das scheinbar Einfache implementiert vielfältige Assoziationen, Ideen, Vorstellungen oider Utopien.

Der von Jastram bevorzugte Bronzeguss verstärkt in seinen Plastiken den archaischen substanziellen Gedanken und Charakter. Oftmals sucht der Künstler darin einen Ausdruck, das Überschreiten innerer Dimensionen zu verdeutlichen – Gegenwart und Vergangenheit verschmelzen. Die Zukunft wird mit Bedacht fokussiert. Aus der verhaltenen Mimik und dem signalisierten Schweigen werden somit Unsicherheit und Bedenken bezüglich des gesellschaftlichen und irdischen Fortgangs impliziert. Kontemplativ suchen die Protagonisten einen kraftspendenden Ruhepol und charakterisieren demzufolge einen Wechsel zwischen Einsamkeit, Selbstbehauptung und Zuversicht. Aus der Abkehr von der scheinbaren Normalität dieser Welt wird die Sehnsucht nach der gesamtheitlichen Essenz thematisiert.

Die Herangehensweise, die Motivwahl und der Ausdruck der Arbeiten spiegeln eine Kontinuität wider, die in dichter Bildsprache den steten Existenzkampf des Menschen zeigen. Der entwickelte mythenhafte Kontext spannt einen Bogen von den archaischen Erfahrungen der Vergangenheit bis zur gegenwärtigen Frage achtsamer Entscheidungen.

Veranstalter: Richard Haizmann Museum